[ Pobierz całość w formacie PDF ]

welche brennendes Öl auf jeden Eindringling geschüttet werden konnte, der die Tore durchbrochen hatte. Hoch
oben an jeder Seite der Passage befanden sich schmale Schlitze, durch die der gefiederte Tod auf jeden Feind
regnen würde.
Der Gang machte eine scharfe Kurve und dann noch eine, wodurch man verhindern wollte, dass irgendwelche
Belagerer schwere Rammböcke oder Mauerbrecher einsetzen konnten. Hinter der zweiten Biegung folgte ein
weiterer Korridor, an dessen Ende Tageslicht zu sehen war.
66
Sie ritten unter einem weiteren Fallgitter hindurch und vorbei an einem zweiten schweren, schmiedeeisernen
Tor, dessen Flügel offen standen. Dahinter lag der Burghof.
Vor ihnen ragte ein massives, sechsstöckiges Steingebäude empor, dessen Türme und Türmchen sich noch höher
in den Himmel erhoben.
Auf dem Burghof herrschte geschäftiges Treiben. Baeron und Elfen gingen ihren Aufgaben nach. Einige
beschlugen Pferde, flickten Zaumzeug und Sättel oder säuberten die Ställe. Andere wiederum luden Säcke und
Kisten von wartenden Karren ab und schleppten sie in den Burgfried oder in Lagerschuppen. Wieder andere
übten mit Schwertern, Speeren und anderen Waffen.
Doch für Tipperton versank all dies in Bedeutungslosigkeit, als sein Blick an den Elfen und Baeron vorbeiglitt
und auf eine in Leder gekleidete Gruppe von Bogenschützen fiel, die mit ihren Bögen auf dunkle
Stoffsilhouetten schössen, die an Heuballen befestigt waren.
Die Bogenschützen waren klein und flink. Und es waren ausnahmslos Wurrlinge.
67
4. Kapitel
»Beau, sieh doch!«
Beau Darby schaute in die Richtung, in welche Tipperton deutete. »Wurrlinge!«, rief er. »Begrüßen wir sie.« Er
sprang von dem Packpferd zu Boden und forderte Tipperton auf, ihm zu folgen.
Tipperton sah Phais an, die lächelte und mit einem Nicken auf die Bogenschützen deutete. »Ich weiß nicht,
warum Wurrlinge hier in Caer Lindor sind, Tipperton, aber es ist dein Volk, und du solltest dich unter sie
mischen.«
Tipperton kletterte mit dem Bogen und dem Köcher in der Hand von dem Pferd und folgte seinem Freund über
den betriebsamen Burghof.
Außer seinem Vater und seiner Mutter, an die er nur noch schwache Erinnerungen hegte, hatte Tipperton niemals
einen anderen Wurrling gesehen, bis Beau Darby in Gabelhain aufgetaucht war. Und als er jetzt über den Hof
blickte, sah er eine ganze Schar kleiner Leute, oder, wie sein Vater gesagt hätte, Wuschelaffen. Sein Herz pochte
vor Aufregung, als er Beau folgte und dabei zusah, wie zwei Wurrlinge auf die dunklen Formen feuerten. Als er
sie erreichte, jubelten die Schützen gerade,
68
denn ein Pfeil hatte direkt das von einem Blatt markierte Herz der dunklen Silhouette getroffen.
Einer der Wurrlinge drehte sich zu Beau herum, dem Tipperton auf dem Fuß folgte. »Hallo«, sagte er. Er war ein
dunkelhaariger, blauäugiger Bokker, der etwa so alt war wie Tipperton und Beau, also höchstens
dreiundzwanzig. »Ich habe Euch hier noch nicht gesehen. Seid ihr neu angekommen?«
Beau grinste. »Aye. Wir sind gerade hereingeritten. Ich bin Beau Darby, und mein Freund hier heißt Tipperton
Thistledown. Wir kommen aus ...« Ein weiterer lauter Jubel übertönte Beaus Worte.
»Von wo?«
»Gabelhain«, wiederholte Beau. »Obwohl die Waldsenken meine eigentliche Heimat sind.«
»Die Waldsenken? Davon habe ich schon gehört«, antwortete der Wurrling. »Aber Gabelhain?« Er schüttelte
den Kopf. »Übrigens«, er tippte an den Rand des weichen Filzhutes auf seinem Kopf. »Ich bin Winkton Bruk,
aber Wink genügt.«
In dem Moment brandete erneut Jubel auf, und einige Wurrlinge klatschten Beifall. Jemand hatte offenbar das
Wettschießen gewonnen.
Winks Augen blitzten, als er Tippertons Bogen sah. »Wie ist's, wollt Ihr bei unserem Wettbewerb mitmachen?
Messt Eure Künste an unserem Champion.«
Bevor Tipperton antworten konnte, schüttelte Beau bereits bedauernd den Kopf. »Ich nicht. Meine Waffe ist die
Schleuder. Aber mein Freund Tip hier ist ein Bogenschütze, und dazu ein richtig guter.«
Wink lächelte Tipperton an. »Willst du es denn versuchen?«
69
Tipperton spürte, wie er errötete, und senkte den Kopf. »Ich bin nur ...«, murmelte er, aber weiter kam er nicht.
Wink hob beide Arme in die Luft. »Eine Herausforderung! Eine Herausforderung!«
»Aber ich ...«, versuchte Tipperton es erneut, als sich einige Wurrlinge zu ihm herumdrehten.
»Ein Champions aus Gabelhain ist gekommen!«, rief Wink mit lauter Stimme.
Noch mehr Wurrlinge drehten sich herum und musterten die beiden Neuankömmlinge mit ihren glitzernden
Augen. Gabelhain?
»Warte, ich ...« Tipperton kam wieder nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Wink packte ihn einfach am
Handgelenk und zog ihn durch die Schar.
Einer der Bogenschützen trat von den Heuballen zurück und deutete auf den Sieger des Wettbewerbs, der seine
Pfeile eben aus den Zielen zog. Zwei weitere Wurrlinge befestigten zwei frische Blätter auf den Silhouetten.
»Los geht's!«, meinte Wink und zog den widerstrebenden Tipperton zur Schusslinie. Dort ließ er ihn einfach
stehen. Tipperton wollte weggehen, sah sich jedoch plötzlich dreißig neugierigen Wurrlingen gegenüber.
Beau stand unter ihnen und hob aufmunternd die Daumen. »Für Gabelhain und die Waldsenken!«, rief er.
Gutmütiger Beifall begrüßte diese Worte.
Tipperton seufzte und hob grüßend den Bogen. Beim Anblick der Elfenwaffe lief ein bewunderndes Murmeln
durch die Reihen der Zuschauer.
Tipperton nahm einen Pfeil aus dem Köcher und wollte ihn gerade auf die Sehne legen, als eine melodische
Stimme hinter ihm ertönte. »Bist du fertig?«
Tipperton drehte sich herum.
70
Und ließ vor Schreck den Pfeil fallen, als er in die bernsteinfarbenen Augen ihres Champions schaute.
Sein Herz machte einen heftigen Satz, denn sie war eine junge Dämmen, ein Wurrling-Mädchen, und dazu das
erste, das Tipperton in seinem ganzen Leben sah.
Sie trug braune Lederkleidung und war etwa fünf Zentimeter kleiner als Tipperton. Ihr rostbraunes Haar hatte sie
mit einem Lederband zurückgebunden. Sie lächelte ihn an und ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten.
»Ich ... ehm ...«Tipperton hatte es die Sprache verschlagen, und er bückte sich rasch, um seinen Pfeil
aufzuheben.
Die Dämmen legte mit einem silberhellen Lachen einen Pfeil auf die Sehne und schoss. Der Pfeil schlug mitten
in dem Blatt ein, welches das Herz markierte.
»Du bist dran«, sagte sie und trat von der Linie zurück.
»Ich bin ...? Oh.« Seine Finger zitterten, und sein Herz klopfte wie verrückt, als er den Pfeil auf die Sehne legte.
Dann holte er tief Luft und atmete aus, zog die Sehne straff und zielte. Aber seine Hände zitterten zu sehr, sodass
er den Bogen wieder sinken ließ. Reiß dich zusammen, Wurro!, ermahnte er sich. Wenn jetzt ein echter Rukh vor
dir stehen würde, was dann? Er zielte erneut und dachte an den Kampf in Annory. Er ließ den Pfeil fliegen, und
das gefiederte Geschoss schlug kaum eine Haaresbreite neben ihrem in das Blatt ein.
Die Menge johlte vor Lachen.
Tipperton runzelte die Stirn. Was?
»Ehm ...« Die Dämmen trat neben ihn. »Guter Schuss«, meinte sie, »aber dein Ziel ist da drüben.«
Die Zuschauer schlugen sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
71 [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • imuzyka.prv.pl
  •