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Leben und unverletzt. Was führt Euch zu mir, Guy? Ich rede
gern mit Euch, aber der Tag ist schon weit fortgeschritten.
Wenn Ihr noch vor Einbruch der Nacht zurück nach Nottingham
wollt, sollten wir uns ein wenig sputen. «
Diesmal gelang es Guy nicht mehr ganz, einen unbeteiligten
Eindruck zu wahren. Auch Kevin und Arnulf sahen Robin
erstaunt an. Die Klarheit, mit der Robin Guy von Gisbourne und
seinen Begleitern die Gastfreundschaft verweigerte, kam einer
Beleidigung gleich.
»Ganz wie Ihr wünscht, Robin von Locksley«, antwortete
Guy. »Ich bin hier, um Euch eine Botschaft meines Onkels zu
überbringen, des Sheriffs von Nottingham. «
Es fiel Kevin sonderbar schwer, der Unterhaltung weiter zu
folgen. Seine Konzentration wurde voll und ganz von der
Gestalt in dem schwarzen Burnus in Anspruch genommen. Wie
hatte Robin ihn genannt? Gisbournes maurischer Hexenmeister?
Er hatte diesen Worten im ersten Moment wenig Beachtung
geschenkt und sie allenfalls für eine Verhöhnung gehalten. Aber
jetzt war er nicht mehr sicher. Irgend etwas ging von diesem
ganz in Schwarz gekleideten Fremden aus, das ihm angst
machte. Er konnte von seinem Gesicht wenig mehr als die
Augen erkennen, aber in ihrem Blick war etwas zugleich
Düsteres wie auch ungemein Waches. Es waren Augen, die die
Welt aus einem anderen Blickwinkel und in anderen Farben
sehen mochten und denen kein Geheimnis, kein noch so
verborgener Gedanke verschlossen blieb.
»Eine Einladung Eures Onkels?« Robin gab sich nicht die
geringste Mühe, die Worte irgendwie anders als verächtlich
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klingen zu lassen. »Was für eine Ehre. «
Guy von Gisbourne beherrschte sich jetzt nur noch mit Mühe.
»Am Sonntag in einer Woche«, sagte er gepreßt, »wird mein
Onkel in seinem Haus in Nottingham ein Fest zu Ehren der
Lady Maryan geben. Da ihm bekannt ist, daß sie Euch zu ihrem
engeren Freundeskreis zählt, Robin von Locksley, bittet Euch
mein Onkel herzlich, an diesem Empfang teilzunehmen. «
»Lady Maryan?« Kevin war nicht ganz sicher, denn er stand
so hinter und neben Robin, daß er sein Gesicht nicht deutlich
erkennen konnte, aber nun schien es sein Bruder zu sein, der für
einen Moment um seine Fassung rang.
»Ganz recht. « Guy von Gisbourne war nicht entgangen,
welche Wirkung der Klang dieses Namens auf Robin hatte. Der
Ausdruck von Zorn auf seinem Gesicht machte einem fast
süffisanten Lächeln Platz, und er fuhr in entsprechend
verändertem Tonfall fort: »Wie Euch ebenfalls bekannt sein
dürfte, vollendet Lady Maryan im nächsten Monat ihr
einundzwanzigstes Lebensjahr. Aus diesem Anlaß wird mein
Onkel am nächsten Sonntag um ihre Hand anhalten. Das«, fügte
er betont hinzu, während er sich leicht im Sattel nach vorn
beugte, »war nicht Teil der offiziellen Nachricht, die ich Euch
überbringen sollte, Robin von Locksley. Aber ich dachte mir,
daß es Euch interessiert. «
»Das ist... sehr freundlich von Euch«, antwortete Robin
stockend. Kevin konnte selbst aus seiner ungünstigen Position
heraus sehen, daß sein Bruder bleich geworden war.
Guy lächelte böse. »Nun, ich habe Euch überbracht, was mir
aufgetragen wurde, und will Eure Zeit nicht über Gebühr in
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Anspruch nehmen. Einen schönen Tag wünsche ich Euch noch,
Robin von Locksley. « Er hob die Hand in einer, Geste, die
zugleich Abschied wie Befehl an seine Begleiter war. Die Reiter
wendeten ihre Pferde und galoppierten ohne ein weiteres Wort
davon. Aber bevor er sich endgültig umwandte, fing Kevin noch
einmal einen Blick des Mauren auf, und was er diesmal in
seinen Augen las, das erschreckte ihn ungleich mehr als die
Düsternis und Schwärze, der er begegnet war, als sich ihre
Blicke das erste Mal trafen. In den Augen des Zauberers 
Kevin war jetzt sicher, daß der dunkelhäutige Muselmane nichts
anderes war  lag plötzlich eine unausgesprochene Drohung.
Es gelang Kevin nicht, sich aus dem Bann dieses Blickes zu
lösen. Er versuchte es, aber die Augen des Mauren hielten
seinen Blick unbarmherzig fest. Erst, als sich der
schwarzgekleidete Reiter umwandte und hinter Guy von
Gisbourne und den anderen hergaloppierte, erwachte Kevin
wieder aus dem Bann, in den ihn sein Blick geschlagen hatte.
»Kevin, worauf wartest du?« Arnulf hatte von dem lautlosen
Duell offenbar gar nichts bemerkt, denn er wedelte nur
ungeduldig mit der Hand. Robin hatte sich bereits wieder
herumgedreht und eilte mit weit ausgreifenden, zornigen
Schritten in die Burg zurück. Als er und Arnulf ihm folgten,
bemerkte Kevin, daß sein Bruder dem halben Dutzend
Bewaffneter doch nicht ganz so allein gegenübergetreten war,
wie er bisher geglaubt hatte. Hinter den Zinnen der Burg waren
die Köpfe und Schultern einer Schar Männer zu sehen, überragt
von den Schäften großer Bögen.
Robin hatte mittlerweile einen gehörigen Vorsprung, so daß
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Kevin rascher ausschreiten wollte, aber Arnulf hielt ihn zurück.
»Laß ihn«, sagte er. »Wenn er sich nicht vollkommen verändert
hat, dann ist es wahrscheinlich besser, wenn wir ihm jetzt eine
Weile aus dem Weg gehen. «
»Was hat er denn?« wunderte sich Kevin. Arnulf blickte ihn
mit einem Ausdruck ehrlicher Verblüffung an. »Lady Maryan«,
sagte er. »Weißt du es denn nicht?«
»Lady Maryan?« Kevin hatte diesen Namen aus Guys Mund
das erste Mal im Leben gehört.
Der Wikinger schüttelte ungläubig den Kopf. »Du bist seit
drei Tagen auf Locksley Castle, und niemand hat dir bisher von
Robin und Lady Maryan erzählt? Die Welt hat sich wirklich
verändert, seit ich von hier weggegangen bin. «
Genaugenommen, dachte Kevin, hatte ihm bisher überhaupt
niemand viel erzählt. Es war nicht etwa so, daß die Menschen
hier unfreundlich oder gar abweisend zu ihm gewesen wären. Er
bekam jede Auskunft, die er brauchte, und alle Anweisungen,
die für seine Arbeit notwendig waren, aber trotzdem hatte er das
Vertrauen der Menschen von Locksley noch lange nicht weit
genug errungen, um wirklich in ihre Gemeinschaft
aufgenommen zu werden. Das konnte er nach drei Tagen wohl
auch schwerlich verlangen. Immerhin war er ein Fremder hier,
und Fremden begegnete man nun einmal mit Vorsicht, bis man
sich über ihre wahren Beweggründe im klaren war. Aber
Arnulfs Worte hatten ihm verraten, daß das nicht immer so
gewesen war.
»Lady Maryan und Robin sind sich versprochen, seit sie
Kinder waren«, erklärte Arnulf, während sie Robin langsam
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über den Hof nachgingen. »Locksley und Darwen grenzen
aneinander. Zusammengenommen sind ihre Ländereien nicht
mehr viel kleiner als die der Gisbournes, und die beiden Häuser
verbindet seit Generationen eine enge Freundschaft. «
»Also haben ihre Eltern beschlossen, die beiden zu
verheiraten, damit sie noch mächtiger werden«, vermutete
Kevin. Arnulf blieb stehen und sah ihn durchdringend an. »Du
hast deinen Vater nie kennengelernt. Deshalb will ich dir diese
Bemerkung verzeihen. Wäre es anders, hätte ich dir für diese
Dreistigkeit die Zunge herausgeschnitten. « [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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