[ Pobierz całość w formacie PDF ]
aus. "Sie soll die Hand über die Krugöffnung legen. Wir
werden dann die Scheiben zwischen ihren Fingern einschieben.
Dadurch verhindern wir weitgehends eine Manipulation des
Zufalls."
Ildefonse zupfte wieder einmal an seinem weißen Bart, aber
Perdustin setzte seinen Kopf durch. Auf
96
diese Weise wurden schließlich alle Lose gezogen. Endlich war
Rhialto mit seiner freien Auswahl an der Reihe.
"Nun denn, Rhialto", fragte Ildefonse. "Was wählt Ihr?"
Rhialto machte seinem Ärger Luft. "Als Entschädigung für
meine siebzehn exquisiten Vogelfrauen, meinen zehntausend
Jahre alten Wegweiser, soll ich mich vielleicht mit diesem
Päckchen Betäubungsstaub zufriedengeben?"
Ildefonse sprach ein paar besänftigende Worte. "Menschliche
Geschäfte sind immer einer Störung des Gleichgewichts
unterworfen. Selbst bei der günstigsten Transaktion ist eine
Seite, ob sie sich dessen nun bewußt ist oder nicht, im
Nachteil."
"Das ist mir nicht unbekannt", sagte Rhialto nun in etwas
ruhigerem Ton. "Doch... "
Zilifant rief plötzlich überrascht aus: "Dort!" Er deutete
auf das Sims über dem Kamin. Durch die Schnitzerei fast
verborgen, hing ein Lindenblatt. Mit zitternden Fingern holte
Ildefonse es herab. In silbernen Lettern stand darauf:
MORREION LEBT IN EINEM TRAUM NICHTS IST IMMINENT!
"Es wird immer verwirrender", ärgerte sich Hurtiancz.
"Xexamedes scheint darauf zu bestehen, uns zu versichern, daß
es Morreion gutgeht. Eine reichlich alberne Beruhigung."
"Wir dürfen nicht vergessen", mahnte der immer vorsichtige
Haze, "daß Xexamedes ein Renegat und Feind aller ist."
Herark, der Zauberbote, streckte einen Finger mit
schwarzlackiertem Nagel in die Höhe. "Ich habe es mir zur
Angewohnheit gemacht, jedes Problem auch umgekehrt zu
betrachten. Die erste Nachricht, , NICHTS BEDROHT MORREION',
könnte auch so ausgelegt werden:, ETWAS BEDROHT MORREION
NICHT' und umgedreht,, NICHTS BEDROHT MORREIONWIRKLICH'."
97
"Wortklauberei! Weitschweifigkeit!" brummte der praktisch
veranlagte Hurtiancz.
"Nicht so schnell!" warf Zilifant ein. "Herark ist für seine
tiefsinnige Gründlichkeit bekannt., NICHTS' könnte vielleicht
eine taktvolle Umschreibung für den Tod sein."
"Xexamedes ist nicht gerade für seinen Takt bekannt", brummte
Hurtiancz sarkastisch. "Wenn er Tod meint, würde er Tod
sagen."
"Genau wie ich es mir dachte!" rief Herark. "Ich frage mich,
was ist dieses, Nichts', das Morreion bedroht? Shrue, was
oder wo ist, Nichts'?"
Shrue zuckte die schmalen Schultern. "In den Dämonenlanden
ist es jedenfalls nicht zu finden."
Vermoulian, Ihr seid mit Eurem fliegenden Palast weit
gereist. Wo oder was ist, Nichts'?"
Vermoulian, der Traumwandler, gestand seine Unwissenheit.
"Ein solcher Ort ist mir nie untergekommen."
"Mune, was oder wo ist., Nichts'?"
"Irgendwo", überlegte Mune, der Magier, laut, "habe ich einen
Hinweis auf, Nichts' gesehen, aber ich kann mich nicht mehr
an die Beziehung erinnern."
"Das Schlüsselwort ist, Hinweis' ", erklärte Herark.
"Ildefonse, habt die Liebenswürdigkeit, im Großen Gloß
nachzuschlagen."
Ildefonse nahm einen dicken Band aus dem Bücherregal und
blätterte darin.,,, Nichts. ' Hmm. Ein paar übergeordnete
Begriffe - eine metaphysische Beschreibung - ein Ort? Aha.
,Nichts: der Nichtraum jenseits der Grenze des Kosmos.'"
"Wenn wir schon dabei sind, warum sehen wir dann nicht auch
gleich unter der Eintragung Morreion' nach?" schlug Hurtiancz
vor.
Ildefonse schritt erneut zum Bücherregal und nahm den
vorhergehenden Band heraus. Schließlich las er laut:
", Morreion: ein legendärer Held des dreiundvierzigsten
98
Aons. Er besiegte die Erzveults und jagte sie nach Jangk.
Daraufhin brachten sie ihn, soweit der Geist reicht, bis zu
den Leuchtenden Feldern, dem Herkunftsort der lOUN-Steine.
Seine ehemaligen Gefährten, die ihm Unterstützung geschworen
hatten, verbannten ihn aus ihrem Gedächtnis. Mehr ist nicht
bekannt' Eine voreingenommene und unrichtige Darstellung,
aber trotzdem interessant."
Vermoulian, der Traumwandler, erhob sich. "Ich hatte ohnehin
eine längere Reise in meinem Palast geplant. Unter den
gegebenen Umständen werde ich es auf mich nehmen, nach
Morreion zu suchen."
Gilgad sprang wütend auf und krächzte: "Ihr wollt nichts
weiter als die, Leuchtenden Felder' erforschen! Dazu habe nur
ich das Recht, nicht Ihr!"
Vermoulian, von kräftiger Statur, glatt wie ein Seehund, mit
blassem, undurchsichtigem Gesicht, erklärte: "Ich
beabsichtige lediglich, den Helden Morreion zu retten. Die
lOUN-Steine kommen für mich erst an zweiter Stelle."
"Wohl gesagt. Doch werdet Ihr gewiß besser arbeiten können,
wenn Ihr ein paar vertrauenswürdige Kollegen zur Seite habt,
eventuell auch mich allein."
"Richtig", pflichtete Rhialto ihm bei. "Aber ein dritter mit
erwiesener Geistesgegenwart und Geschick ist im Fall einer
Gefahr vonnöten. Ich werde die Strapazen der Reise ebenfalls
auf mich nehmen, sonst müßte ich mich meiner schämen."
Hurtiancz erklärte heftig: "Ich gehöre nicht zu jenen, die
sich ausschließen! Ihr könnt mit mir rechnen."
"Die Anwesenheit eines Nekromanten ist von äußerster
Wichtigkeit", sagte Byzant mit Überzeugung. "Aus diesem Grund
muß ich ebenfalls mitkommen."
Vermoulian tat zwar lautstark kund, daß er lieber allein
fahren würde, aber er wurde überstimmt. Er kapitulierte
schließlich und brummte mürrisch: "Ich werde sofort
aufbrechen. Wer nicht innerhalb einer Stunde in meinem Palast
ist, von dem muß ich wohl
99
[ Pobierz całość w formacie PDF ]